Montag, 17. Dezember 2018

New Orleans und unter Segeln von Martinique nach Antigua - schillernde Jazz-Metropole und Entdeckungstour entlang der Inseln über dem Winde


Bei Ankunft begrüßt uns New Orleans mit entspannten 4°C (brrr). Unsere etwas abenteuerliche Airbnb-Bude befindet sich ein einem Vorort, allerdings nicht weit von der denkmalgeschützten Streetcar - also super! So ging es gleich am nächsten Morgen entlang des Garden Districts und prunkvollen Südstaaten-Villen ins French-Quarter. Überall hängen die bunten Plastik-Perlenketten vom Mardi gras in den Bäumen. Hier kann man sich einfach treiben lassen zwischen schönen alten Balkonen, Voodoo-Shops, Antiquitätenhändlern, angetrunkenen Touristen, Austern-Bars und creolischer Küche mit Po'boy, Jambalaya, Shrimps&Grits und allem, was die Töpfe noch so hergeben. Die allgegenwärtigen Strassenmusiker zaubern das gewisse Flair. Nicht zum Nachmachen empfohlen ist der Umgang mit Austern. Beste Rohware hilft nix, wenn man sie hinterher mit Ketchup-Meerettich-Sauce "verfeinert". Auch den Besuch eines Gumbo-Festivals lassen wir uns nicht entgehen (Gumbo = eine Art Südstaaten-Eintopf-Gericht). Hier darf die musikalische Untermalung natürlich ebenfalls nicht fehlen. Sogar einen zünftigen Hochzeitsumzug können wir beobachten. Die legendäre Bourbon-Street steht auch auf unserem Zettel. Allerdings ist das eher was für Partyhungrige und erst ab einem bestimmten Pegel zu genießen. Wir besuchen stattdessen lieber die älteste Bar der USA und die Frenchman-Street, wo Touristen und Einheimische gleichermaßen zu fast jeder Tages- und Nachtzeit musikalische Live-Acts genießen dürfen. Alles in allem hatten wir eine fantastische, quietschbunte und laute Woche in New Orleans.






































Doch nun geht's zu unserem letzten Highlight! Wir haben über Hand-gegen-Koje von einem sehr freundlichen, deutschen Ehepaar die Möglichkeit erhalten, sie mit ein paar anderen Gästen von Martinique nach Antigua auf dem Segelboot zu begleiten. Was für eine Gelegenheit! Die beiden sind schon einmal um die Welt gesegelt und haben auch mehrere Ozean-Querungen auf dem Kerbholz. Ein bisschen Erfahrung haben wir ja zumindest auf der Ostsee auch - da kann ja nix schief gehen!
Hierfür fliegen wir zunächst nach Martinique. Dank des lokalen UBERs werden wir zünftig in einem weißen BMW-Sport-Coupe vom Flughafen abgeholt. Bei Miriam (einer wirklich sehr warmherzigen Französin) spannen wir in einem kleinem Zimmer mit Balkon und Privat-Strand nach der vorangegangenen, turbulenten Woche für zwei Tage aus bevor es endlich losgeht.
Gestartet wir in Le Marin einer großen Marina, wo neben uns noch zwei Mitsegler an Bord kommen und erstmal alles gebunkert wird, was man so die nächsten Tage gebrauchen kann. Birgit und Uwe sind wirklich ein sehr herzliches Ehepaar und norddeutsche Originale - besser hätten wir es nicht treffen können! Auch mit unseren Mitseglern ist alles paletti und so geht es los zur Entdeckungstour auf unserem Weg nach Antigua. 

Diese führt uns entlang der Küste von Martinique auf mehreren Zwischenstopps über Grand Anse, Point du Bout bei Fort de France nach Saint Pierre. Von wunderschönen Buchten, in denen man mit Schildkröten schnorcheln kann, über die Erkundung von Fort de France (Hauptstadt von Martinique), karibischen Strandleben, fröhlichen abendlichen Runden, Sternschnuppen und leuchtenden Algen ist alles dabei. Leider ist uns beim gemeinschaftlichen Einkaufen ein Missgeschick unterlaufen. Was alle für tiefgefrorenes Gulasch gehalten haben, entpuppte sich nach dem Auftauen als Rinderlunge. Puh! Für dieses Geschmackserlebnis muss man erst in die Karibik fahren...

Beim nächsten Törn wagen wir bei 20-25 kn Wind den größeren Hüpfer von 52sm  nach Dominica. Für uns als Flachwassersegler waren die Wellen schon etwas größer als gewohnt, dafür begleiteten uns aber fliegende Fische und Delphine. Der Südosten der Insel ist vor einem Jahr durch einen Hurricane heftig verwüstet worden. Wir legen uns in die Prince Rupert Bay im Nordwesten des Insel und bleiben hier noch einen Tag länger um die Insel etwas genauer kennenzulernen. In der Bucht gibt es paddelnde Fruchthändler, die von Boot zu Boot schippern und ihre Ware anbieten. Es begrüßt uns eine herrlich grüne Insel, auf der teilweise noch Hurricane-Schäden zu sehen sind. Auch von den Leuten werden uns vereinzelt Schicksale berichtet. Wir erleben Fischer beim Zerlegen eines Blue Marlins, eine schottisch geführte Schokoladen-Manufaktur, die rauhe und bizarre Atlantikküste, die lokale Küche und werfen einen kurzen Blick auf das Alltagsleben der Cariben. Alles in allem hat uns Dominica mit seiner Authentizität sehr beeindruckt und ist sicher einen erneuten Besuch wert.



















Am nächsten Morgen sollte es weiter gehen nach Guadeloupe. Zunächst springt aber der Motor nicht an. Nach ca. zweistündiger Reparatur läuft dieser Dank der überragenden Fachkenntnisse des Skippers (Uwe) unter Zuarbeit einzelner Crew-Mitglieder wieder. Ein Relais wars. Ich hab solange Kartoffelsalat gemacht -jeder nach seinen Möglichkeiten. Bei stärker werdendem Wellengang verkrümeln wir uns im Hoheitsgebiet von Guadeloupe in eine ruhige, malerische Bucht zwischen die Iles des Saintes und verbringen den Rest des Tages mit Schnorcheln. Beim nächsten Törn wird Pointe-à-pitre (Hauptstadt Guadeloupe) angelaufen wo uns ein weiteres Highlight überrascht: Es ist gerade Zieleinlauf der Route de Rhum - einer alle vier Jahre stattfindenden Einhand-Transatlantik-Segelregatta. Hier liegt folglich eine Hightech-Segelyacht an der anderen und wir mittendrin. Auch der Rekord-Trimaran (MACIF) für die schnellste Einhand-Weltumsegelung mit 42 Tagen liegt hier im Hafen. Und alle Nase lang kommen Nachzügler an und werden am Steg mit Blumenstrauß und zum Teil mit Rum-Bar und Musik begrüßt. Hier bleiben wir ein paar Tage und machen die Stadt unsicher, besuchen das ACTe-Memorial (Gedenkstätte und Museum zum Thema Sklaverei) und entdecken geradezu kitschige Strände. Nebenbei feilscht Malte (gegenwärtig Inhaber der Bordkasse) mit einer schwäbischen Catamaran-Crew um den Wert ihrer Restbestände, die sie los werden wollen. Malte ergattert einen halben Dampfer voll Proviant für 20 € - fast geklaut. Aber nach einer Welt-Tournee hat man Übung und die nötige Dreistigkeit - Pech für die Schwaben. Nach Verabschiedung eines Mitseglers und Aufnahme von zwei frischen Gesichtern schippern wir entlang der Küste von Guadeloupe in die süße Marina von Basse-Terre und die hübsche Bucht von Dehaies mit grandiosem Sternenhimmel. Der letzte Ritt (bei dem wir sogar den Blas eines Wals gesehen haben) führt uns nach Antigua in dem English Habour, der deshalb so heißt, weil Nelson höchstselbst hier die Dockanlagen in Auftrag gegeben haben soll. Der Hafen ist sehr niedlich mit den alten, intergrierten Gebäuden. Allerdings finden das die Super(!!!)- und Millionärs-Yachten auch, sodass seit dem letzten Besuch unserer Skipper die Preise deutlich angezogen haben und auch das Klientel gewechselt hat. Ganze Kreuzfahrer-Busse werden hier ausgeschüttet. Gut, dass wir das zuvor nicht wussten. ("Wie? Sie sind nur 16m und nicht 60m lang?") Jetzt liegen wir mitten drin, beobachten das Hafenkino und haben einen wunderschönen, letzten Abend auf Antigua. Ein großes Danke nochmal an Birgit und Uwe, dass ihr das für uns möglich gemacht habt! Bis bald in der Heimat. 
























Über Paris und Amsterdam geht es jetzt nach fast 8 Monaten wieder nach Stralsund. Einmal haben wir die Welt umrundet und möchten keinen Moment missen. Doch es reifen schon neue Pläne...